Die Demonstrations- und Versuchsanlage oberhalb des Witzenhäuser Ortsteils Wendershausen besteht aus zwei Anlagen mit einer Gesamtfläche von 11,3 ha. Hier stehen ca. 1000 Obstbäume, davon 60 Süßkirschensorten sowie Sauerkirschen, Zwetschgen, Aronien, Hagebutten und Ebereschen. Es findet sich eine Vielfalt an Sorten, unter anderem die historischen Sorten Büttners Rote Knorpel (Königskirsche) und Große Schwarze Knorpel mit großer regionaler Bedeutung. Ein Teil der Fläche beherbergt eine Süßkirschensortensammlung für die Deutsche Genbank Obst.
Neu gepflanzt wurde im Herbst 2024 Holunder, Süßkirschen alte Sorten außerdem sind weitere Pflanzungen von Apfel- und Birnbäumen, Aronien sowie Nussbäumen im Jahr 2025 geplant.
Die Anlage wurde 1983 vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) aufgebaut und seitdem unter der Leitung des Obstbauexperten Eberhard Walther als Versuchsfläche geführt. Seit dem 01. Oktober 2023 werden die Flächen von der Gesellschaft für Nachhaltige Entwicklung bewirtschaftet.
Mit der Übernahme durch die GNE wurde die Fläche zu Beginn des Jahres 2024 auf Ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Nach EU-ÖkoVO.
„In Umstellung“ ab dem 01.10.2024 – Kontrollstelle DE-ÖKO-12.
Unsere Vision ist die Entwicklung der Anlage in ein nachhaltiges Dauerkultursystem als ganzheitliches Projekt zur Förderung von (Agro-) Biodiversität im Obstanbau, sowie zur Stärkung von regionalen Strukturen unter Einbezug von sozialen, ökologischen, wirtschaftlichen und Nachhaltigkeitsaspekten. Die Förderung der Biodiversität, die wissenschaftliche Untersuchung ökologischer Schädlingsbekämpfungsmethoden sowie die zunehmend relevante Anpassung an den Klimawandel stehen im Fokus.
Der ökologische Obstbau spielt in Deutschland eine wachsende, aber noch unterrepräsentierte Rolle. Nur 20,4 % der Obstbauflächen werden ökologisch bewirtschaftet (BÖLW 2024). Im ökologischen Kirschanbau stellt die Bekämpfung der Europäischen Kirschfruchtfliege die größte Herausforderung dar. Hier ist ein maximaler Befall von 2 % für den Handel anzustreben, jedoch liegen nur unzureichend ökologische Bekämpfungsmethoden vor (Daniel & Häseli 2008). Zum Gelingen einer umweltfreundlichen, ökologischen und nachhaltigen Bekämpfung der Kirschfruchtfliege können unter anderem alternative Methoden wie Beweidung durch Schafe und Hühner beitragen. Aktuell werden bereits Schafe zur Beweidung sowie Bienenvölker auf der Fläche eingesetzt, in Zukunft sollen Hühner in Mobilstallhaltung dazukommen.
Die Forschung auf der Kirschversuchsanlage Wendershausen leistet einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung umweltfreundlicher Anbaumethoden. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit den Partnern der Universität Kassel, der Stadt Witzenhausen, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH), der DEULA Witzenhausen und weiteren regionalen Akteuren umgesetzt, um die Region zu einem Modell für nachhaltige Landnutzung zu entwickeln. Im Rahmen der Aktion „800 Jahre – 800 Bäume“ der Stadt Witzenhausen wurden im März 2024 59 Süßkirschbäume auf der Versuchsanlage gepflanzt. Ein Forschungsprojekt auf der Anlage zum Thema „Ökologische Bekämpfung der Kirschfruchtfliege“ ist in der Planung.
Die Versuchsanlage in der Presse: