Die Erfolgsstory von Nora Wächter:
“ Im Frühjahr 2015 erhielt ich meine Zusage für die Weiterbildung zur Koordinatorin im internationalen Projektmanagement (IPM) an der Gesellschaft für Nachhaltige Entwicklung (GNE) in Witzenhausen. Begonnen hat mein Semester im September 2015. Zuvor war ich drei Jahre in einem Ausbildungs- und Flüchtlingswohnheim in Frankfurt/Main als Beraterin und sozialpädagogische Begleitung tätig. Dieser Anstellung folgten 18 Monate im Frankfurter Hauptschulprojekt. Dort unterstützte ich
Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen bei der Orientierung und Bewerbung ins Berufsleben. Die Weiterbildung war mit der Bedingung verknüpft, das Schulprojekt frühzeitig zu verlassen. Das war nicht ganz leicht für mich, aber ein Schritt, der sich hier und heute als gut und richtig heraus gestellt hat.
Ursprünglich habe ich Kommunikations- und Medienwirtschaft studiert und gestaltete in meinen ersten fünf Berufsjahren Werbekampagnen für eine klassische Kommunikationsagentur. Nach einem Volontariat in der NGO Feedback in Kapstadt zog es mich neugierig wieder an die Uni, um Sozial-, Politik- und Medienwissenschaften mit einem Abschluss der Sozialen Arbeit in globalisierten Gesellschaften zu studieren. Meine Motivation und mein Sinneswandel haben sich während der Beschäftigung in der Agentur immer stärker und öfter gezeigt, und im Rahmen der Tätigkeit in der NGO in Kapstadt schließlich gefestigt. Während dieser Jahre wuchs mein Interesse an Erfahrungen im Ausland und der unmittelbaren Arbeit mit Menschen, insbesondere an Methoden der Kommunikation und Konflikttransformation. Daher folgte auch mein Abschluss in Sozialer Arbeit im globalen Kontext und eine Weiterbildung zur Mediatorin.
Von der GNE erfuhr ich das erste Mal durch meine Beraterin der Agentur für Arbeit. Die Weiterbildung lockte mit der Chance, eine Stelle im im entwicklungspolitischen Bereich zu finden und mich dafür zu qualifizieren. Mein Interesse für diesen Bereich ist zu großen Teilen darin begründet, dass meine Eltern vor über 30 Jahren über den DED in Tanzania tätig waren und meine Schwestern und ich dort geboren wurden. Meine Eltern haben nie den Versuch unternommen, uns in diese Richtung zu steuern. Sie wollten, dass wir selbst herausfinden, was wir tun und welche Berufung wir verfolgen möchten. Zudem gibt es zwar überwiegend schöne und überwältigende Erinnerungen an die Zeit in Tanzania, aber ich verbinde nicht ausschließlich Positives mit dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit. Als Heranwachsende habe ich häufig auch die herausfordernden und belastenden Seiten, denen sich meine Eltern gestellt haben, sehr leibhaftig miterlebt. Besonders aufreibend waren Jahr für Jahr die Verschiffungen der Hilfsgüter in den Hafen von Dar-es-Salaam und die damit verbundenen Strapazen und korrupten „Normalitäten“. Dennoch oder vielleicht gerade deshalb hat der realistisch-idealistische Geist meiner Eltern mich stark beeindruckt und geprägt.
Das Forum Ziviler Friedensdienst e.V. (forumZFD), für das ich derzeit arbeite, wurde im Jahr 1996 mit dem Auftrag gegründet, sich für die Verwirklichung der Idee eines Zivilen Friedensdienstes einzusetzen. Der Verein ist überparteilich und überkonfessionell und unterteilt sich in die folgenden Bereiche: die Akademie zur Konflikttransformation (zur Qualifizierung von Friedensfachkräften), die Projekte-Abteilung, der Bereich Kommunikation und Fundraising sowie die Verwaltung. In der Geschäftsstelle in Köln sind derzeit etwa 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und etwa die gleiche Anzahl in den Projektregionen: Südostasien, Naher Osten und Westlicher Balkan. Zur inhaltlichen Projektarbeit gehören die Aufklärung über die Entstehung und die Konsequenzen gewaltsamer Konflikte, der Aufbau von Dialog zwischen den Konfliktparteien, die Förderung der Zivilgesellschaft und die Reintegration von Flüchtlingen und ehemaligen Kämpfern. Innerhalb Deutschlands unterstützen die Fachkräfte als kommunale Konfliktberater Stadtgesellschaften, die im Kontext von Migration und Strukturwandel Spannungen durchleben. Das forumZFD hat sich zum Ziel gesetzt, einen zivilen Friedensdienst als staatlich geförderten Dienst von ausgebildeten Fachkräften zu etablieren. Es fordert von der Politik in Deutschland und in der Europäischen Union den Ausbau ziviler Konfliktbearbeitung und bringt eigene Vorschläge dazu ein. In der Abteilung Kommunikation und Fundraising informiert das forumZFD durch Friedensläufe, Bildungsprogramme, Kampagnen und Materialien über den Zivilen Friedensdienst.
Als Projektkoordinatorin der Friedensläufe wende ich aus der Weiterbildung der GNE vor allem die Tools des Projektmanagements an. Ich koordiniere und organisiere Friedensläufe in mehreren Städten Deutschlands und akquiriere weitere Städte zur Teilnahme an einem Friedenslauf. Die große Chance von Friedensläufen liegt vor allem in ihrer öffentlichen Wahrnehmung. Die Laufenden, Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte, Sponsorinnen und Sponsoren, Medien und die Politik setzen sich mit der Friedensthematik auseinander und lernen Alternativen zur gewaltsamen Austragung von Konflikten kennen. Vielen Menschen werden die noch wenig vertrauten Begriffe wie „Zivile Konfliktbearbeitung“, „gewaltfreie Konflikttransformation“ und das Berufsbild der Friedensfachkraft auf diese Weise kommuniziert und geraten so in das Bewusstsein der Menschen. Für den Unterricht bietet das forumZFD Bildungshefte, Ausstellungen und Filme für verschiedene Altersstufen an. Außerdem vermittelt das forumZFD Friedensfachkräfte als Referentinnen und Referenten für Schulklassen und öffentliche Vorträge. Im Fokus eines jeden Laufes steht die inhaltliche Projektarbeit des forumZFD, aktuell die Flüchtlingsthematik und die Projekte des forumZFD in Deutschland und im Libanon.
Die Weiterbildung in Witzenhausen war für mich wie eine Rückbesinnung zu dem, was ich ursprünglich mit meinem Studium, insbesondere dem zweiten Studium der Sozial-, Politik- und Medienwissenschaften geplant hatte. Nach fünf Jahren klassischer Kampagnenarbeit und fünf Jahren sozialer Arbeit habe ich jetzt den Mittelweg in der global fokussierten Bildungs- und Kommunikationsarbeit einer kleinen, unabhängigen NGO gefunden. Die Kursinhalte des IPM-Kurses haben mir das Feld der Entwicklungszusammenarbeit auf vielen Ebenen auf eine Weise geöffnet und vermittelt wie sie vergleichbar und so kompakt kein Studium bietet. Insbesondere die Fächer: Antragstellung, Projektmanagement, Humanitäre Hilfe (SPHERE) und Kommunikationsmethoden waren interessant für mich.
Als ein Highlight empfand ich die Inszenierung eines Field Camps, das uns die Logik und Praxis eines Einsatzes in der Humanitären Hilfe so real wie möglich nahe gebracht hat. Durch die Überschneidung der beiden IPM-Kurse (unser Kurs und der Vorgängerkurs) gab es hier auch die Möglichkeit des Vernetzens mit anderen Kolleginnen und Kollegen. Insgesamt war das Gruppengefühl in unserem Kurs sehr gut. Angesichts des nahen Auf- und Nebeneinanders im tagtäglichen Zusammenlebens- und -arbeitens haben sich Freundschaften und interessante Kontakte entwickelt. Allgemein war das Angebot und das Pensum der Weiterbildung sehr dicht und hat mich dazu herausgefordert, Prioritäten zu setzen, was ich manchmal schade fand, weil ich gern mehr und für alles Zeit gehabt hätte. Meinen Schwerpunkt für das Praktikum habe ich in der Antragstellung bei Engagement Global (EuropeAid und BMZ) gesetzt. Zwei Monate nach Abschluss der Weiterbildung erhielt ich die Zusage für meinen jetzigen Job im forumZFD.“
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